4.22 – Dies sind die Abenteuer
These Are The Voyages …

ent4x22Sechs Jahre in der Zukunft kehren Archer und seine Crew zur Erde zurück, um die Enterprise außer Dienst zustellen und die Charta der neu gegründeten Föderation der Vereinten Planeten zu unterzeichnen.

Fakten

  • Erstausstrahlung USA: 13.05.2005 (UPN)
  • Erstausstrahlung BRD: 09.07.2006 (SAT1)
  • Produktionsnummer: 098
  • Story:
  • Drehbuch: Rick Berman & Brannon Braga
  • Musik:
  • Regie: Allan Kroeker  
  • Missionsdatum: 2161 / Sternzeit 47457.1

Hauptdarsteller

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Gastdarsteller

Wissenswertes

  • Laut Gerüchten soll die ganze Reise der Enterprise NX-01 nichts anderes als eine holographische Simulation sein, welche von Commander Riker und Counselor Troi an Bord der Enterprise-D beobachtet wird. (03.03.2005)
  • Am Ende der Episode soll Trip Tucker sterben, und somit soll jede Chance auf eine Wiederkehr der Serie zerstört werden (03.03.2005)
  • Der NASA-Astronaut Mike Fincke spielte in einer Szene einen NX-01 Ingenieur. Zusammen mit dem russischen Kosmonauten Gennady Padalka machte er Schlagzeilen bei StarTrek.com, als er nach seiner Rückkehr von seiner sechs monatigen Mission auf der Internationalen Raumstation den "Starfleet Award" bekam. Während seines Aufenthaltes im Orbit, hatte Fincke die Gelegenheit mit Scott Bakula mittels einer sehr langen Telefonverbindung zu sprechen. Nun konnte er persönlich mit ihm reden. (12.03.2005)
  • Die Szenen im 24. Jahrhundert spielen zum Zeitpunkt der Folge "Das Pegasus-Projekt" (Org. "The Pegasus") aus der 7. TNG-Staffel.

Zusammenfassung

Wir schreiben das Jahr 2161. Die Enterprise ist unterwegs zur Erde. Dort soll die Gründungscharta der Föderation unterzeichnet (unter anderem von Captain Archer) und die NX-01 außer Dienst gestellt werden. Die Offiziere des Schiffes machen sich Gedanken über ihre Zukunftspläne, während Archer an einer Rede für die Gründungszeremonie schreibt. All dies wird von Commander Riker beobachtet. Als man ihn zur Brücke ruft, unterbricht er das Holodeckprogramm.

Sternzeit 47457.1: Nach der Ankunf von Admiral Pressman an Bord des Schiffes findet Riker sich in einer moralischen Zwicklage wieder. Troi rät ihm, in einer historischen Simulation Antworten zu suchen. Im Zehn Vorne besprechen sie Rikers Fortschritte. Er glaubt nicht sonderlich, dass ihm die Simulation helfen könnte. Troi möchte aber, dass er noch etwas weiter macht. Außerdem soll er in der Küche der NX-01 vorbeischauen. Der Koch war für die damalige Crew immer eine Art Ersatz-Counselor.

Die Enterprise trifft unerwartet auf Shran, den man seit drei Jahren für tot hielt. Er erklärt, dass er mit Jhamel eine Familie gründete, nach seinem Austritt aus der Imperialen Garde aber die falschen Freunde machte. Diese haben nun seine Tochter entführt. Archer, der immernoch in seiner Schuld steht, soll ihm aus der Patsche helfen. Es bleiben noch drei Tage bis zur Zeremonie auf der Erde, genügend Zeit für Shrans Plan. Der Andorianer kommt an Bord und unterhält sich mit Archer. Er erklärt, dass er als Zivilist in üble Kreis geriet. Diese Leute dachten, er habe ihnen einen riesigen Edelstein gestohlen, weshalb er seinen Tod vortäuschte. Leider fanden ihn seine "Freunde" wieder und entführten seine Tochter Talla, um sie gegen den Edelstein zu tauschen. Shran besitzt das Objekt der Begierde aber nicht. Immerhin konnte er herausfinden, dass Talla auf Rigel 10 festgehalten wird. Nun benötigt der Andorianer Unterstützung.

Archer bespricht die Lage mit T'Pol. Diese will auf Kurs zur Erde bleiben. Immerhin ist Shran ein Krimineller. Archer hat etwas mehr Verständnis. Er will seinem alten Freund helfen. Auf dem Weg nach draußen schickt Archer T'Pol in die Küche. Der Koch will für alle ein Abschiedsessen kochen und erkundigt sich daher nach den persönlichen Lieblingsgerichten. T'Pol besucht den von Riker verkörperten Koch. Dieser verwickelt sie in ein privates Gespräch. Als er sich nach ihren Gefühlen für Trip erkundigt, blockt T'Pol ab. Ihre Beziehung endete vor immerhin schon sechs Jahren. Also erkundigt sich Riker nach ihrer Meinung zu Archers Entscheidung, Shran zu helfen. T'Pol erklärt, dass sie es früher gewohnt war, Befehle zu befolgen. Von den Menschen hat sie aber gelernt, dass man hin und wieder auch seinem Instinkt vertrauen sollte und dieser schlägt Alarm.

Im Konferenzraum geht Riker die Besatzungsliste der USS Pegasus durch. Troi kommt hinzu. Sie fragt ihn nach seinen Gefühlen über die unerwartete Entdeckung der Pegasus. Für Riker macht dies keinen großen Unterschied. Er hat vor Jahren 71 Kollegen verloren, viele davon waren Freunde. Troi vermutet, dass ihrem Freund noch etwas anderes an der Entdeckung des Schiffes zu schaffen macht. Der Commander will das Thema wechseln. Also erkundigt sich Troi nach seinen Erfahrungen auf dem Holodeck. Er erzählt von seinem Gespräch mit T'Pol. Troi empfiehlt ihm, auch mit Cmdr. Tucker zu sprechen. Riker lädt sie auf eine Tour durch die NX-01 ein. Deanna lässt sich überreden. Kurz darauf besichtigen die beiden das erste terrane Warp-5-Schiff. Im Maschienenraum unterhalten sich Reed und Tucker. Malcolm hat Sicherheitsbedenken wegen Shrans Bitte. Trip ist sich aber sicher, dass Archer die Gründungszeremonie nicht sausen lassen wird. Deanna beobachtet das Gespräch und bedauert Trip, der seinem baldigen Tod so ahnungslos entgegen lief.

Einige Zeit später muss Deanna das Holodeck verlassen. Riker lässt das Programm alleine weiterlaufen und springt zum Zeitpunkt, als die Enterprise Rigel 10 erreicht. Das Landeteam geht zum Turbolift und Trip spricht den Captain an. Er findet, dass Archer an Bord bleiben sollte. Immerhin werde er in Kürze für einen historischen Moment benötigt. Archer lässt sich aber nicht aufhalten. Mit zwei Fähren begibt sich das Landeteam zur Oberfläche, Riker ist als MACO-Soldat dabei. Unterwegs unterhalten sich T'Pol und Trip. Die Vulkanierin macht sich Gedanken über die Zukunft und fürchtet, Trip nicht wiederzusehen, da sie getrennte Wege gehen werden. Dieser versichert ihr aber, dass sie unter Garantie in Kontakt bleiben werden. T'Pol gesteht, dass sie Trip vermissen wird.

Die Fähren landen auf Rigel 10. Shran und T'Pol gehen zum Treffpunkt mit den Entführern. Talla ist unversehrt. Im Tausch gegen sie übergibt der Andorianer den Edelstein, der in Wahrheit ein auf der Enterprise fabriziertes Dublikat ist. Talla wird frei gelassen und darf mit T'Pol gehen. Shran muss bleiben, bis die Echtheit des Steins bestätigt wurde. Auf einem darüber gelegenen Gerüst sehen die wartenden Menschen endlich ihre Chance gekommen. Trip aktiviert den "Edelstein", der sich als Blendgranate entpuppt. Shran kann fliehen. Die Menschen haben nun freie Schussbahn und nehmen die Außerirdischen ins Kreuzfeuer. Kurz darauf kehren die beiden Fähren sicher auf die Enterprise zurück. Auch wenn die Schiffe der Entführer deutlich langsamer als Shrans Raumschiff sind, besteht Archer darauf, seinen Freund mit der noch schnelleren Enterprise nach Hause zu bringen.

Die Enterprise-D erreicht das Asteroidenfeld. Riker kommt zu Trois Quartier für ein Gespräch. Er offenbart ihr, dass an Bord der Pegasus eine Tarnvorrichtung getestet und damit der Vertrag von Algeron gebrochen wurde. Riker weiß, dass dies falsch war. Nun ist er hin und her gerissen, ob er Picard all dies erzählen oder sich an seine Schweigepflicht halten soll. Deanna kann ihm die Entscheidung nicht abnehmen. Daher geht der Commander wieder aufs Holodeck. In der Rolle des Kochs führt er mit Reed, Hoshi, Travis und Phlox persönliche Gespräche über ihr Verhältnis zu Tucker. Leider bringen diese Will nicht übermäßig weiter.

Trip und Archer trinken in der Offiziersmesse gemeinsam eine ganz besondere Flasche Wiskey. Der Captain hat seine Rede für die Gründungszeremonie immernoch nicht geschrieben. Plötzlich geht ein Ruck durch das Schiff. T'Pol meldet Eindringlinge an Bord. Archer und Tucker eilen gen Brücke, laufen in einem Korridor aber den außerirdischen Entführeren in die Arme. Diese wollen Shran. Der Captain versucht, sie hinzuhalten. Trip hat große Angst um seinen Freund, weshalb er verspricht, die Außerirdischen zu Shran zu bringen, sofern sie Archer in Ruhe lassen. Daraufhin wird der Captain bewusstlos geschlagen. Trip führt die Eindringlinge zu einer Wartungsnische und erklärt, er würde eine Kommverbindung zu Shran herstellen. In Wirklichkeit entzündet der Ingenieur aber eine Plasmaleitung. Archer kommt Sekunden später zu sich, kann aber nur noch seinen sterbenden Freund aus den brennenden Trümmern ziehen. Trip wird sofort auf die Krankenstation gebracht, doch Phlox kann nicht mehr viel für ihn tun.

T'Pol packt in Trips Quartier die persönlichen Sachen des Ingenieurs weg. Archer kommt hinzu. Er hat mit Tuckers Eltern gesprochen. Sie werden trotz des Tods ihres Sohnes zur Gründungszeremonie kommen. T'Pol plant, sie kennen zu lernen. Die Vulkanierin ist, genau wie Archer, niedergeschlagen. Die beiden trösten sich gegenseitig. Riker dreht den Zeitindex des Programms einige Stunden zurück zum Besuch von Trip beim Koch. Die beiden unterhalten sich über Archer. Trip erklärt, dass er nicht viele Menschen kennt, denen er so traut wie Jonathan Archer. Der Captain sei einer der Menschen, von denen er sich sicher sei, dass sie immer zu einem halten, egal was passiert. Auch Riker kennt so einen Captain…

Endlich ist der große Tag gekommen. Malcolm, Hoshi und Travis nehmen ihre Plätze in einer Loge des gigantischen Versammlungssaales ein. Beobachtet von Deanna Troi, unterhalten sich die drei über ihre Zukunftspläne. Derweil befinden sich Archer, T'Pol und Phlox hinter der Bühne. Der Captain geht seine Rede ein letztes Mal durch. Phlox hat sich die Gästeliste der Veranstaltung angesehen und prophezeit aufgrund der vielen außerirdischen Repräsentanten, dass die Föderation womöglich in naher Zukunft noch wachsen könnte. Dann begibt auch er sich auf seinen Platz im Publikum. Archer rät T'Pol, das gleich zu tun, doch die Vulkanierin möchte lieber im Hinterzimmer bleiben. Jonathan verabschiedet sich mit einer herzlichen Umarmung und geht dann nach draußen, um seine Rede zu halten.

Riker geht zu Troi. Er hat sich entschieden, Captain Picard alles zu erzählen. Da er endlich eine Entscheidung getroffen hat, beenden die beiden das Holodeck-Programm und gehen.

Analyse

Nun ist es traurige Realität. Enterprise ist vorbei, die letzte Folge gelaufen. Ich schreibe dabei aber bewusst "letzte Folge". Erwartet hatte ich bei "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") ein bewegendes Finale, das uns nocheinmal wunderschön die guten Seiten dieser Prequel-Serie vor Augen führt und ihr mit der Gründung der Föderation einen würdigen Abschluss verleiht. Gesehen hab ich leider eine Folge, welche die Bezeichnung "Finale" bei Weitem nicht verdient und sich stellenweise eher wie ein Schlag ins Gesicht eines jeden Fans anfühlt.

Eigentlich halte ich nicht viel von den ständigen verbalen Angriffen vieler Fans auf Rick Berman und Brannon Braga. Sie haben in der Vergangenheit viel für Star Trek geleistet und ohne sie wäre das Franchise wohl nicht so erfolgreich gewesen. Weiterhin ist mir durchaus klar, dass eine Folge nicht nur von demjenigen geschrieben wird, dessen Name im Abspann steht, sondern ein Drehbuch eher das Ergebnis einer Gruppenarbeit ist. Tatsache ist aber, dass Berman und Braga als Drehbuchverfasser aufgeführt sind und damit auch eine gewisse Verantwortung für den Inhalt der Folge auf sich nehmen. Außerdem muss man die Folge nur anschauen, um zu merken, dass die Hauptverantwortlichen für die überagenden Folgen der vierten Staffel wohl nur sehr wenig zu "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") beigetragen haben. Mit dieser Folge haben Berman und Braga sehr deutlich bewiesen, dass sie als Autoren die veränderten Ansprüche der Gegenwart nicht mehr erfüllen können. Sollten die Beiden bei einer sechsten Serie mitarbeiten wollen, hoffe ich, dass sie dies so konstruktiv wie in der bisherigen vierten Enterprise-Staffel tun, aber nicht als Hauptautoren.

Nun aber genug auf das Produzenten-Duo geschimpft, kommen wir zur eigentlichen Analyse: Grundsätzlich hätte ich das Konzept, im Finale einen Rückblick von TNG-Charakteren auf die "historische" NX-01 zu zeigen, sogar sehr begrüßt. Man hätte einiges daraus machen können. In "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") bleibt von diesem Potential aber der größte Teil ungenutzt. Hardcore-TNG-Fans (zu denen ich mich selbst allerdings nicht zähle) werden sich über den Auftritt von Riker und Troi womöglich freuen und die Enterprise-D ist als CGI-Modell wirklich ein Augenschmauß. Allerdings war in meinen Augen schon die zeitliche Einordnung der Geschehnisse ein großer Fehler. Es wirkt einfach absolut unglaubwürdig, dass dies alles während der TNG-Folge "Das Pegasus-Projekt" (Org. "The Pegasus") spielen soll. Zum einen sieht man Frakes und Sirtis recht deutlich an, dass seit dem Abschluss der Next Generation bereits über ein Jahrzent vergangen ist, zum anderen passt auch die Stimmung nicht. So weit ich mich an "Das Pegasus-Projekt" (Org. "The Pegasus") erinnere, war Riker damals recht nachdenklich und rang mit seinen inneren Dämonen. Die hier gezeigt eher unbeschwerte Art des Commanders hat damit nur wenig zu tun. Den Ausschlag für seine Entscheiung, Picard aufzuklären, brachte erst eine Außenmission auf die Pegasus, wo er die Leichen seiner Freunde sah, und nicht irgendein Holo-Programm, dass sich um eine vollkommen andere Situation drehte. Diese Probleme wären mehr als vermeidbar gewesen. So wie es aussieht, trauten sich die Autoren aber wohl nicht, zeitlich an den wenig erfolgreichen zehnten Kinofilm Star Trek Nemesis anzuschließen, was kreativ gesehn sinnvoller gewesen wäre. Stattdessen versuchte man krampfhaft an die glorreichen TNG-Zeiten auf der Enterprise-D anzuschließen und scheiterte leider.

Doch wie sieht es mit dem Part auf der NX-01 aus, dem eigentlichen Mittelpunkt der Serie? Hier musste ich die große Enttäuschungen hinnehmen. Die Story von "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") ist recht unbefriedigent und leidet unter vielen Schwächen, mit denen die Serie schon in den ersten drei Jahren lange zu kämpfen hatte. Die Charaktere werden einer nicht sonderlich ansprechenden Story, die darüber hinaus noch ziehmlich konstruiert wirkt, und ein paar Action-Einlagen geopfert. Hoshi, Reed und Travis bleiben mal wieder vollkommen blass. Sie sind zwar dabei, hätten aber genauso gut durch unbekannte Neulinge ersetzt werden können. Nichteinmal bei Riker in der Küche gewährt man den Charakteren irgendeine Form von angemessener Abschiedsszene. In der letzten Folge wollten uns Berman und Braga mit der Rückkehr von Shran beglücken, doch selbst das ging in die Hose. Das einzig Positive an seiner Biografie war die Hochzeit mit Jhamel aus "Die Aenar" (Org. "The Aenar"). Dass er aber einfach so die Imperiale Garde verlassen haben soll und sogar in kriminelle Kreise geriet, klingt so überhaupt nicht nach dem Ehrenmann Shran, den wir im Laufe der vergangenen vier Jahre kennen gelernt und liebgewonnen haben. Hier wurden sehr deutlich frühere Charakterentwicklungen ignoriert, um die Geschichte in Gang zu bringen. Leider bleibt dies nicht das einzige Beispiel.

Wer gedacht hätte, dass sich das letzte Abenteuer der Enterprise-Crew mit den Grundwerten der Föderation, ihrer Gründung oder irgendetwas Föderationsbezogenem beschäftigt, der irrt. Die NX-01 nimmt Shran auf und hilft ihm dann, seine Tochter aus den Klauen einiger fieser Aliens-of-the-Week zu befreien. Auf irgendeine nicht näher definierte Art gelangen die Bösewichter dann auf die Enterprise und das eigentliche Unheil nimmt nun seinen Lauf. Wie ihnen das so urplötzlich doch möglich war, bleibt im Dunkeln. Weiter oben hatte ich das entscheidende Stichwort ja schon erwähnt: "konstruiert" …und so geht es munter weiter: Natürlich rennen ausgerechnet Archer und Trip den Bösen in die Arme. Zu allem Überfluss scheinen die MACOs auch noch im Turbolift festzusitzen, denn ausgerechnet jetzt, wo man sie am dringendsten bräuchte, taucht zur Abwechslung keiner auf. Also opfert sich Trip und sprengt sich zusammen mit den Bösewichtern in die Luft, um seinem Captain und Freund das Leben zu retten. Ich weiß nicht, welchen Charakter Berman und Braga beim Verfassen dieser Szene, ja eigentlich dem größten Teil der Folge, im Gedächtnis hatten. Trip war es sicher nicht. Diese paranoide Art, mit der er Archer auf Teufel komm raus von allem Unheil fernhalten wollte, passte überhaupt nicht zu ihm, und noch weniger die plötzliche und vollkommen unnötige Entscheidung für ein Selbstmordkommando. Da ist er in der Vergangenheit schon schlimmeren Situationen entkommen. Die Autoren wollten Trip wohl stellvertretend für die Serie den Todesstoß geben. Die dazu führenden Umstände oder ein Sinn dahinter kümmerte sie offensichtlich eher weniger. Ähnlich verhält es sich auch mit den Auswirkungen. Die Besatzung der Enterprise scheint ja nicht sonderlich vom Tod ihres Chefingenieurs und langjährigen Freundes berührt zu sein. Es gibt eine recht kurze Szene zwischen Archer und T'Pol, in der ein wenig angedeutet wird, dass die beiden vielleicht etwas um Trip trauern. Ich hatte aber absolut nicht das Gefühl, dass irgendwem dieser Verlust ernsthaft nahe gehen würde. Wenn man schon unbedingt einen Hauptcharakter umbringen muss, dann will ich zumindest auch sehen, wie seine Freunde um ihn trauern. Die gezeigte "Ist doch gar nicht so schlimm"-"Friede, Freude, Eierkuchen"-Stimmung ist da mehr als fehl am Platz.

Trip ist aber nicht der einzige, der in "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") grundlos und auf fast schon beleidigende Art getötet wurde. Das zweite Opfer war die Trip/T'Pol-Beziehung. Nach allem, was sich da in der vierten Staffel entwickelt hatte, mochte ich diese Storyline wirklich sehr. Dieses Mal bekam man aber irgendwie das Gefühl, dass die vierte Staffel im Bezug auf die Beziehung gar nicht stattgefunden hatte. Am Ende von "Terra Prime" (Org. "Terra Prime") war sich das Paar emotional so nah, wie nie zuvor. Die bewegende Abschlussszene jener Folge verursacht bei mir immernoch eine Gänsehaut. Als Trip T'Pol tränenüberströmt erzählt, dass Vulkanier und Menschen doch gemeinsam Kinder haben können, klang das für mich nach einer Liebeserklärung. Es klang, als wollte er mit der Vulkanierin zusammen sein und auch Kinder haben. An diesem Punkt wäre alles möglich gewesen… Und nun? Die beiden haben sich angeblich noch im gleichen Jahr wieder getrennt. Man erhält den Eindruck, dass es eher eine kleine Liebelei zwischen den beiden war, als eine ernsthafte Beziehung, die sogar ein telepathisches Band knüpfte. Der gesamte ernsthafte Aspekt ist mit einem Mal wie weggeblasen. Das war in meinen Augen einer der größten Fehler an "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") und sicher auch einer der am wenigsten verschmerzbaren.

Diese ganzen Kritikpunkte haben den Autoren aber offenbar immernoch nicht ausgereichet. Als ob der Schaden nicht schon groß genug wäre, hat man sich entschlossen, den Fans das eigentliche Finale der Folge auch noch vorzuenthalten. Die ganze Zeit über fiebert man der Gründungsstunde der Föderation entgegen. Nachdem die Episode selbst weder sonderlich fesseln, noch überzeugen kann, hofft man als Zuschauer, zumindest mit dem Schluss entschädigt zu werden. Immer wieder gibt es Anspielungen auf eine "große Rede" Archers, die laut Troi sogar in die Analen der Geschichte eingehen wird. Als der Captain dann endlich hinaus auf die Bühne tritt und jeder wissen will, was er denn sagt, hören wir genau den Satz von Riker, den niemand hören will: "Computer, Programm beenden!" Nach allem, was man uns mit "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") angetan hat, wurde damit der Tiefschlag perfekt. Von der Gründungsfeier sehn wir im Grunde nur das, was wir in leicht anderer Form schon in "Stunde Null" (Org. "Zero Hour") zu Gesicht bekommen haben, und das ist nicht sonderlich viel. Keine Rede von Archer, keine Rede von irgendeinem Diplomaten, keine Diplomaten, keine Charta-Unterzeichnung, nichts, das irgendwie mit der Gründung der Föderation zusammenhängt.

Nach aller Kritik muss ich der Fairness halber aber auch die (leider sehr wenigen) positiven Seiten der Folge erwähnen. Es gibt kurze Momente zwischen den Besatzungsmitgliedern, die doch für ein bisschen Finale-Stimmung sorgen. Allen voran ist mir da die Umarmung am Ende zwischen Archer und T'Pol in Erinnerung geblieben. Auch die letzten Sekunden der Folge sind wirklich wunderbar. Wir sehen einen Zusammenschnitt mit allen drei Serien-Enterprises zu dem der berühmte Einleitungssatz von Star Trek zu hören ist. Gesprochen wird er von Picard, Kirk und Archer.

Positiv:

  • Zusammenschnitt der Enterprises
  • die wenigen Momente mit Finale-Stimmung
  • CGI der Enterprise-D

Negativ:

  • der Mord an der Trip/T'Pol-Beziehung
  • Trips Tod
  • keine Trauer um Trip
  • keine angemessenen Abschiede für die Hauptcharaktere
  • Gründung der Föderation und Archers Rede werden nicht gezeigt
  • unnötige, uninteressante Action-Story, mit lahmen Alien-of-the-Week-Bösewichtern
  • TNG-Szenen passen nicht zu "Das Pegasus-Projekt"

Wertung

Als eine normale Enterprise-Folge wäre "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") recht durchschnittlich gewesen, als Folge der vierten Staffel ist sie schon eher schwach. Als Serienfinale und letzte Folge vor einer längeren Star Trek-Pause ist die Episode aber nur noch enttäuschend. Die wenigen guten Szenen können für die Folge mit Mühe noch zwei von zehn Punkten retten. In gewisser Weise repräsentiert sie die ersten drei Staffeln der Serie ganz gut: Wir haben ein an sich gutes Konzept mit viel Potential, das aber vollkommen falsch angegangen und verhunzt wird. Dass dabei aber sogar noch all denen, die Enterprise mit viel Hingabe produziert und denen, die es treu verfolgt haben, vor den Kopf gestoßen wird, ist mehr als unnötig. Ich würde mir wünschen, dass "Dies sind die Abenteuer" (Org. "These are the Voyages…") irgendwann revidiert und die darin gezeigten Ereignisse anders dargestellt würden. Die Crew der NX-01 hätte einen würdigeren Abschied verdient…

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